Unser Sensei Uwe Wittmann wird Europa Meister bei den EUROPEAN MASTER GAMES in Tampere

  Christian Weiss    1. Juli 2023

TAMPERE – Schnaittach.

Vom 26.06 bis 09.07.2023 fanden in Finnland, Tampere die European Masters Games 2023 [der jeweiligen Altersgruppen ab 35 Jahren] statt. Durch mein Engagement im Karatewettkampf hatte ich mich dazu entschieden, 2023 daran teilzunehmen.

Bei den EMG ´s in Tampere waren zirka 40 verschiedene Disziplinen vertreten. Von Bogenschießen, Wildwasserkanuten, Volleyball bis hin zum traditionellen Karate waren die vielseitigsten Sportarten gegenwärtig. Die Orientierung lag im leistungsbezogenen Breitensport vor allem für die Altersgruppen ab 35 Jahren – in 5-Jahresgruppierungen. Der Gedanke: Ehemaligen Leitungssportlern, die die Altersbarriere für den leistungsorientierten Wettkampf überschritten haben, eine Plattform auf Europa- und Weltmeisterschaftsniveau [EMG / WMG] zu geben.

Seit knapp einem Jahr vor Beginn der EMG´s wurden vom Bay. Landesverband [BKB e. V.] zahlreiche Trainingseinheiten bei den Landestrainern bzw. erfahrenen Karatetrainern aus Bayern  organisiert und angeboten.

Endlich war es dann soweit, am 28. Juni ´23 starteten zirka 40 aktive bayerische Karateka – bundesweit waren zirka 95 Starter gemeldet -, im Alter von 35 bis 72 Jahren, um sich im sportlichen Wettkampf im Karate zu messen. Die Disziplinen waren analog den WKF-Regularien (Kata nach Altersgruppen und Kumite nach Altersgruppen und Gewichtsklassen) unterteilt. Der Airport München war der `Meetingpoint´ – diente als Start-/Treffpunkt zum Reiseantritt. Dann mit Finnair nach Helsinki und mit dem organisierten Bus nach Tampere.

Tampere ist eine typisch skandinavische mittelgroße Stadt – mit europäischen Charme -, mit vielen interessanten Sehenswürdigkeiten und toller Architektur und vielen `relaxing-Areas´

Die Meisten der bay. Teilnehmer kannten sich schon von den Vorbereitungstrainings bzw. Turnieren und Meisterschaften auf Bezirks-/Landesebene. Natürlich waren viele Trainer und erfahrene Wettkämpfer dabei. Gerade dies war eine äußerst interessante Tatsache: Wie hatten sich die Trainer und Coaches  `im Griff´, wenn sie selbst an den Wettkampfstart gehen?

Der Freitagvormittag wurde zu einer kurzen `Sightseeing-Tour´genutzt, um dann die Teilnahmebürokratie wie Akkreditieren und Registrierung anzugehen. Der Austragungsort war das Exhibition Sportive Centre in Tampere. Wobei die zwei `Tatami´(Wettkampfmatten) eher an die Austragung einer Bezirksmeisterschaft erinnerten (!). Vor allem die Kata-Athleten nutzen die Trainingsmöglichkeit für ein ausführliches `warming-up´, um sich auf den ersten Wettkampftag (Samstag) ausgiebig vorzubereiten und die `Tokui-Kata´(Kür-/Wahlkata) vor Ort zu laufen.

Beim gemeinsamen Abendessen der Bavarian Masters wurden Karateerfahrungen aber auch Gesprächsthemen über den Sport hinaus ausgetauscht. So konnte man die erfahrenen Karateka und Trainer – die man sonst nur zum Wettkampf und auf Lehrgängen trifft -, persönlicher fast freundschaftlich kennen lernen.

Der Wettkampftag – KATA: begann mit den `Ältesten´ Teilnehmern. Für mich war dann um 10:30 Uhr der Start der Vorrunde in jeweils zwei Pools angesagt. Insgesamt 11 Teilnehmer waren in der Altersgruppe 60 bis 65 Jahren aus Deutschland, Finnland, Italien und der Slowakei registriert. [Obwohl die Meisten anderen Disziplinen oft nur mit 2,3 oder bis zu 5 Teilnehmern besetzt waren, war meine Disziplin doch sehr aussagekräftig und gut gebucht].

In der Vorrunde konnte ich mich deutlich (mit über 0,5 Punkten) mit der Shito-Ryu-Kata: Tomari Bassai durchsetzen. Vor allem die Dynamik und die sicheren Stände waren wohl die entscheidenen Kriterien; dadurch konnte ich mich direkt ins Finale qualifizieren. Final-Kata war `Goju Shiho Dai´ [die `zweitschwierigste´ Shotokankata, in der die Wechselwirkung zwischen ruhigen, `kime-starken´[Kraft, Power] und dynamischen kraftvollen Elementen gezeigt werden soll. Offensichtlich gut Umgesetzt, den auch hier konnte ich mich mit 0,4 Punkten klar gegen einen deutschen Sportkameraden aus Kiel klar durchsetzen [er zeigte ebenfalls Goju Shiho Dai].

Obwohl ich nicht der emotionsgeladene Typ bin, freute ich mich dennoch als Europameister der Masters klar gesiegt zu haben. Schon `cool´, immerhin Europameister !

Besonders konnte ich mich darüber freuen, dass ich mich über einige Sportkameraden die auf der BM [bay. Meisterschaft] schon gegen mich als Sieger hervorgegangen sind, hinweg setzen konnte!! Auch die Platzierung meiner Schwester Niki und einige Athleten ihres Teams aus Herzogenaurach waren top.

Die Siegerehrung war der krönende Abschluß des ersten Wettkampftages, wobei sich in Kata zirka fünf bayerische Athleten mit einer Goldmetaillie und zahlreiche Silber und Bronce-Mataillien erreichen konnten. Ein toller Erfolg für unser Bayerisches Team: Bayarian Karate Masters

Mein persönliches Fazit: Toller Erfolg für das Bayerische Team und eine tolle Selbstbestätigung, dass man offensichtlich auf den richtigen sportlichen Weg ist.

Auch bei Masters (in den jeweiligen Altersgruppen), sind tolle, leistungsbetonte, kraftvolle und dynamische Techniken [im Kata wie im Kumite] existent und trainierbar. Das Wettkampfkarate ist nicht nur für die leistungsstarke Jugend und den Jahrgängen bis zum 30ten Lebenjahr reserviert. Wie das `Masters-Team´eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Vor allem in der Kata -, zeigt sich die Erfahrung und die Beständigkeit des Trainings [oft über Dekaden]. Natürlich sollte man sich als Masters nicht mit den Athleten der Leistungsklasse vergleichen wollen. Es zeigt sich auch im `Shiai´[jap.: Wettkampf], dass jenseits der Altersbarriere von 35 Jahren, ansehnliches Karate gezeigt werden kann – Karate-Do: Ein Weg über Altersgrenzen hinaus.

Über den Zeitraum des Turniers wuchs der anfängliche, sportliche Teamgeist über seine Grenzen, und es wurden sportliche Freundschaften vertieft, und der `Spirit des Karate´ verband wie eine große Familie von Gleichgesinnten mit fairen und respektvollen Tugenden.

Unseren Karate-Nachwuchs kann man nur wünschen, an solche überregionalen Karate-Events teil zu nehmen, sportliche-soziale Kontakte zu knüpfen, sodass aus der Karatesport vielleicht zur einen oder anderen Entwicklung positiv beitragen kann!